An der Turnierspitze kann sich Li Chao mit einem souveränen Schwarz-Sieg gegen Turov weiter mit 7.0/8.0 vor dem Feld (3 Spieler mit 6.5 Zählern) behaupten. Bei der morgigen Schlussrunde ist dem Schachgroßmeister aus China der Turniersieg im Falle einer Remise faktisch nicht mehr zu nehmen. Markus Ragger kann gegen Monika Socko erst im späten Mittelspiel durch einen erzwungenen Freibauern die Oberhand erringen. Die Mehrfigur nach Abwicklung gereicht zu einem vollen Erfolg. Tagesaktuell hält damit Ragger damit bei 2688.7 ELO, muss aber morgige Revanche-Gelüste der Familie Socko abwehren. Das Durchbrechen der 2700-er Barriere wäre ein Meilenstein im österreichischen Schachsport - der Weg dahin ist nicht mehr allzu weit.
Die Partie von Florian Charaus gegen Constantin Müller konnte heute auf Brett #36 glücklicherweise live verfolgt werden. Aus der 1.d4 Eröffnung entwickelt sich ein Damengambit [D35], bei dem sich Florian für die Abtauschvariante entscheidet. Bis zu Zug 10 scheinen obwegen des hohen Abspieltempos beide Spieler noch ihrer Präparation zu folgen. Zu diesem Zeitpunkt hat Weiß den Anzugsvorteil noch gut konserviert und könnte mit 11.0-0 oder 11.Rb1 fortsetzen. Florian entscheidet sich überraschend für 11.Rc1, das sich in der Partiedatenbank nur bei einem Schwarz-Sieg auf 2200-er Level aus dem Jahre 2010 findet, ev. mit der nachfolgenden Idee Nxd5 um die Dame für die Türme zu geben, wozu es jedoch nicht kommt. Durch präzise Entwicklungszüge kann Weiß bis Zug 16 einen kleinen positionellen Vorteil nachweisen. Der Angriff am Damenflügel von Florian mit 17.b4 kommt beinahe als Boomerang zurück. Müller entwickelt einigen Druck am Damenflügel, was Florian zur permanenten Aufgabe der Turmlinie a zwingt und auch eine latente Gefahr für die Grundlinie mit sich bringt. Nachdem Florian durch exzellentes Positionsspiel sich die Zeit für 28. Ne5 erspielt, wirkt die Stellung wieder etwas besser für die Weiß-Fraktion. Wollte Florian auf Sieg spielen, könnte er etwa den Druck auf den rückständigen schwarzen Bauer auf c6 entwickeln. Mit dem energischen 36.g4 bringt Florian noch etwas Würze in die stets remisliche Stellung. Auf lange Sicht wäre dies eher als Schwächung der weißen Königsstellung anzusehen. Schwarz hätte nun die Möglichkeit, den Springer über b6 nach Nc4 zu bringen. Nach 38.Qg2 einigt man sich auf eine Remise - sicher zugunsten von Florian, da die Stellung doch einige schwarze Nadelstiche über die dominierte Turmlinie, den einfallenden Springer sowie die fragwürdige Königssicherheit erlauben könnte.
Wieder mal eine geniale Leistung von Florian, der scheinbar positionell phasenweise locker auf 2200-er Niveau mitspielen kann und mittlerweile auch zum exzellenten Kenner der Eröffnungstheorie gereift ist. Gut, dass die engagierten und proaktiven Ansätze mit 17.b4 und 36.g4 heute nicht konsequent widerlegt wurden - gegen IM's oder GM's wären dies jedoch die unnötigen ersten Schritte zur Selbstvernichtung gewesen.
Morgen gibt's dann für Florian, der bei genialen 4.0/8.0 hält (ELO Performance 2193!) hält, noch einen Internationalen Meister zur Krönung. Gegen IM Ilic Zoran (2288) wird ein Punktegewinn mit dem schwarzen Spielgerät wieder sehr gutes Spiel und harten Kampf von Florian bedingen. Partie ist ab 10:00 live zu verfolgen!!!
Runde 8
#36 | 108 | Charaus Florian | (2027) | 3½ | 1/2-1/2 | 3½ | Müller Constantin | (2278) | 59 |
Runde 9
#34 | 57 | IM | Ilic Zoran | (2288) | 4 ----- | 4 | Charaus Florian ( | 2027) | 108 |