Samstag, 21. Mai 2016

Retrospektive zur denkwürdigen Partie Adnan Dizdarevic 0-1 Gyula Dobo

Wenn auch Gyula ca. 30min Bedenkzeit durch zu spätes Erscheinen verlor, war sein nachfolgender Sieg in der O'Kelly Variante umso souveräner. Wie auch der Chronist pflegt Gyula sich auf seine Opponenten intensiv vorzubereiten. Nachstehend findet sich die Vorbereitung von Gyula zum Studium für interessierte Schachfreunde. Der Originaltext von Gyula wurde vom Chronisten hinsichtlich Grammatik einer Korrektur zugeführt.
 
Die folgende Variante wurde nach Albéric O'Kelly de Galway benannt. Der belgische Fernschachweltmeister mit seinen innovativen Schachkenntnissen hat ein wichtiges Kapitel im Sizilanischen Bereich der Schachtheorie beigetragen:

1.e4 c5 2.Sf3 a6!?

Diese Idee kam in der '70 in Mode und fand sich im Repertoire nicht weniger Großmeisters wie: Euwe, Kortschnoj, Spassky, Szabo, Portisch,  Tajmanow oder eben Nakamura. Der trickreiche Zug 2...a5 unterminiert 3.d4. Der Grund, warum dieser Zug etwas aus der Mode gekommen ist, dürfte wohl in 3.c3, der Alapin Variante bzw. 3.c4, dem Hedgehog-System liegen. Wenn nun trotzdem Weiß 3.d4 zieht, kann O'Kellys geniale Idee aufs Brett gezaubert werden. 

3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5!

Die entscheidende Pointe - das wichtige Feld b5 wird kontrolliert und der Springer wird auf ein schlechteres Feld zurückgeworfen. Dieser Aufbau stellt wohl eine Traumposition für alle etablierten Swschnikow Spieler dar. Egal wohin der Springer gelangt, kommt Schwarz meist zu d5 und einer besseren Stellung.

(6Sf5    d5 =/+ )
6Sb3 Lb4 7Ld3 d5 8 exd5 Dxd5=(7Ld2 Sc6 8Ld3 0-0 9 0-0 h6 10 a3 Lxc3 11 Lxc3 d5 =) 7Lg5 h6 8Lxg5 Lxc3+! 9Bxc3 Dxf6 und Schwarz besitzt ausreichendes Spiel gegen c3.
6 Sf3 Lb4 7 Lc4(7Sxe5 0-0 8 Ld3 d5!= droht Te8 und der Bauer auf e4 wird vernichtet z.B 9 Lxc3 10.bxc3 dxe4=/+)0.0 Dc7 8 Lb3 0-0 9 0-0 Lxc3 10 bxc3 Sxe4 11 Te1 d5=
6 Sde2 auch möglich. Guter Versuch die Felder d5 und f5 zu überlasten mit 7Sg3 aber hier spielt weiß um den Ausgleich, wie folgt) Lc5 7Sg3 Db6 8 Df3 d6 9 Sf5 Lxf5 10 Dxf5 Sc6 obwohl hier Schwarz nicht zu d5 kommt, gibt es ausreichende Kompenmsation. Schwarz ist besser entwickelt und in der weißen stellung gibt es zu viele Angriffsziele (f2,c2).
Positioneller Hintergrund der Stellung

Wenn man eine Stellung richtig beurteilen möchte, muss man unbedingt einen Blick auf die Bauerstruktur werfen.


In diesem Fall steht zweifelsfrei fest, dass Schwarz so schnell wie möglich d5 durchsetzen muss wegen den Schwäche auf d6 und d5. Dann kommt es zum typischen Sizilanisch-Motiv: 3-3 von Weiss gegen 4-2 von Schwarz.


Oder falls Lxc3 bxc3 sollte Schwarz seine Schwerfiguren in doppelter Ausführung am Brett konserviert wissen um nachhaltigen Druck auf c3 ausüben zu können.
Gambitspiel
1)
4c3  dxc3 5Sxc3 e6
Der Unterschied zum Morra-Gambit ist dabei, dass der Bauer bereits auf a6 steht, was die taktischen Möglichkeiten von Weiß a priori zu limitieren weis. 
6 Lc4 Sc6 7 0-0 d6 8 De2 Le7 9 Td1 Ld7 10 Lf4 e5 11 Le3 Sf6 normale Morra Stellung, bei der Schwarz über einen Extra-Bauer verfügt.
2.)
3 b4?!.  cxb4 4 a3 bxa3 5 Lxa3 d6 wieder eine Stellung wo der Nachziehene sehr komfortabel steht und der Zug a6 wird gezogen, der sonst gerne eingespart werden würde.
3.)
Interessant noch 3 g3 g6 4 Lg2 Lg7 5 0-0 Sc6 6 c3 e5 7 d3 d6 8 Sa3 Sge7 9 Sc2 0-0 10 Se3 b5 wo der a6 Zug sich erneut als sehr nützlich erweist.
Ich kann diese Variante gerne jedem empfehlern, der seinen Gegner überraschen möchten oder nur Nebenvarianten für ein etwaiges Blitz-Turnier in sein Repertoire aufzunehmen sucht. Gyula Dobo

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