Mit der 4. und letzten Leseprobe aus dem Werk "ganz leicht", "ganz schön" "ganz schön schwer" endet unsere Serie an Exzerpt-Aufgaben. Wer von den spannenden Aufgaben sowie der methodischen Lösungsfindung und Aufbereitung von FM Andreas Druckenthaner überzeugt werden konnte, dem sei der Kauf des Druckwerkes ans Herz gelegt. Darin finden sich noch viele weitere Aufgaben, die sich auch hervorragend dazu eignen, Schachfreunden in analytischer Runde harte Nüsse zum Knacken darzubieten.
Vertrieb:
Mag. Michael Ehn
Gumpendorfer Straße 60, A-1060 Wien, http://www.schachundspiele.at/, schach.und.spiele@utanet.at, Öffnungszeiten Mo-Fr 10-13 und 15-18 Uhr
Gumpendorfer Straße 60, A-1060 Wien, http://www.schachundspiele.at/, schach.und.spiele@utanet.at, Öffnungszeiten Mo-Fr 10-13 und 15-18 Uhr
Weiß zieht und setzt in 4 Zügen matt |
Zunächst
ist leicht erkennbar, dass
- dem schwarzen a2-Bauer lediglich die Aufgabe zukommt, dem eigenen König die Fluchtmöglichkeit über h2 zu nehmen;
- der weiße Kc2 dem schwarzen König Ausweichmöglichkeiten über b1 nimmt.
Evident
erscheint auch, dass der
weiße Lc3 nichts gegen das schwarze Bollwerk in Gestalt des schwarzen Lb2 und
a3 auszurichten vermag, da sich ein weißes Lxb2 wegen … axb2 verbietet, was
sogar Schwarz noch auf die Siegerstraße bringen würde, und ein Wegzug des Lc3
einmal – oberflächlich gesehen – einfach nur ein schwarzes … LxL zur Folge
hätte; letztlich offenbart sich uns seine Rolle aus der Ausgangsstellung nicht.
Unklar
erscheint auch
·
die
Anfangsaufgabe des d2-Bauern;
sowie
·
jene
des scheinbar hilflos auf f1 stehenden Springers.
Aber
trotz all dieser verbliebenen Unklarheiten im Rahmen einer ersten
Bestandsaufnahme können wir bei der Suche nach möglichen Endstellungen, also
Mattbildern (nach vier Zügen), soviel mitnehmen, dass weder der Lc3 noch der
d2-Bauer für den finalen Mattzug in Frage zu kommen scheinen.
Logischerweise
muss diese Rolle daher dem – noch verloren wirkenden – Sf1 zufallen. Auf zwei
Feldern kann der Springer matt setzen: auf c2 und b3. Das Feld c2 aber scheidet
schon insofern aus, als bereits in der Ausgangsstellung nicht ersichtlich ist,
wie der weiße König das Feld c2 für den Springer frei machen könnte, ohne dass
der schwarze König ins Freie gelänge: Da der weiße König wegen des Lb2 nicht
nach c1 kann, müsste er anderweitig ausweichen, sodass der schwarze König
hinreichend über das Feld b1 Atemluft erhielte.
Wie
aber kann der weiße Springer dorthin gelangen? Nach der Ausgangsstellung ginge
sich zwar die Wanderung nach b3 in vier Zügen über 1. Se3 ∆ 2. Sc4 ∆ 3. Sa5 ∆
4. Sb3# aus, realistisch erscheint dies jedoch nicht, da ja auch Schwarz Züge
machen darf, ja muss, und dem weißen Vorhaben nach 1. Se3 mittels 1. … Lxc3 ein
Schnippchen schlagen kann. Denn wenn Weiß nun mit 2. dxc3 antworten würde, wäre
der schwarze König patt, und nach 2. Kxc3 wären ihm mit 1. … Kb1 hinreichend
Bewegungsmöglichkeiten eingeräumt. Ignoriert
der Anziehende aber 1. … Lxc3 und versucht unbeirrt seinen Weg weiter zu gehen,
also 2. Sc4 (∆ 3. Sa5 ∆ 4. Sb3#), dann macht der Nachziehende dem weißen Plan
mit 2. … Lb4 einen Strich durch die Rechnung, und nichts wird es mit der
Weiterreise nach a5.
1. Se3 scheidet daher
aus; das einzig verbliebene Feld aber, über das der Springer in der
vorgegebenen Zeit nach b3 gelangen könnte, ist jenes auf d2. Dazu müssten wir aber
einmal den d2-Bauern bewegen, also dieses Feld zum Beispiel mit 1. d3 oder 1.
d4 räumen, was uns jedoch aktuell auch nicht weiterbringt, da Schwarz sehr
stark 1. … Lxc3 spielt und dem Sf1 nicht erlaubt, nach d2 zu ziehen, weil dann
einfach 2. … Lxd2 folgen würde; nach
zwischenzeitlichem 3. Kxc3 sind wir aber wieder mit demselben Problem
konfrontiert wie zuvor: Der schwarze König kann nach b1.
Trotzdem können wir aus dem letzten gedanklichen Fehlversuch
entscheidend für unsere Lösung Kapital schlagen – dazu sollten wir uns noch
einmal die Stellung nach 1. d4 Lxc3 vergegenwärtigen:
Stünde
der schwarze Läufer nicht auf c3, hätte er sohin sein weißes Pendant nicht auf
diesem Feld aus dem Spiel genommen, würde er das Feld d2 nicht decken und der
weiße Springer könnte sorgenfrei über d2 nach b3 – und matt – reisen.
Dies aber liefert uns
die entscheidende Idee, den schwarzen Läufer so abzulenken und den weißen
Läufer auf einem Feld schlagen zu lassen, von wo der schwarze Läufer nicht mehr
sogleich d2 im Auge hat. Insofern gelangen wir geradezu zwangsläufig zu weißen
Anfangszügen mit dem Läufer auf der a1-h8-Diagonale. Versuchen wir es
gedanklich einmal mit 1. Lg7 Lxg7 und 2. d4, dann gelangen wir zu folgender
ähnlicher – wie zuvor gesehen – Stellung:
Nun
könnte aber Schwarz mit seiner letzten Verteidigungsressource 2. … Lh6 auf die
c1-h6-Diagonale schwenken, von wo er wiederum das so wichtige Feld d2 unter
Kontrolle nimmt, was leider unser Vorhaben der Springerüberführung nach b3
vereiteln würde.
Aber daraus können
wir die entscheidende gedankliche Schlussfolgerung ziehen, die uns zum Lösungsanfang
führt; stünde im obigen Stellungsbild der schwarze Läufer auf h8 und nicht auf
g7 – siehe nachfolgendes Stellungsbild so wäre ein Ausweichen auf die c1-h6-Diagonale nicht mehr möglich.
Dies
führt uns sohin zwingend zum Lösungsanfang:
1. Lh8!!
Schwarz
muss nun den Läufer schlagen, da jeder andere Läuferzug sofortiges Matt – LxL#
– bedeuten würde.
1. … Lxh8
1.
… Lsonstig 2. LxL#
2. d4
Macht
eben Platz für den Sf1; natürlich nicht 2. d3, und Schwarz könnte mittels 2. … Lc3 eine Parallelstellung zu jener nach
1. d4 Lxc3 abgebildeten erreichen, was auch jetzt 3. Sd2 nebst 4. Sb3#
verunmöglichen würde, sodass Weiß förmlich zu 3. Kxc3 mit den bereits bekannten
Folgen der schwarzen Königsfluchtmöglichkeit über b1 gezwungen wäre.
Nun
aber kann Schwarz nichts mehr gegen die Springerüberführung nach b3
unternehmen.
2. … Lbeliebig 3. Sd2
Lbeliebig 4. Sb3#
Aus
der Gewinnführung lassen sich abschließend auch die uns anfänglich unklar
erscheinenden Aufgaben des Sf1, des Lc3 und des Bauern auf d2 formulieren:
·
Der
Sf1 steht in Wahrheit nicht verloren da, sondern ist für die Mattsetzung
verantwortlich;
· der
Lc3 fungiert in der Zugzwangposition als sogenannter „Lockvogel“, er lenkt den Lb2 entscheidend ab:
· dem
d2-Bauer kommt eine zweifache Funktion zu: Einerseits ist er für die Räumung
des Feldes d2 zuständig, andererseits hält er den schwarzen Läufer entscheidend
– nach 2. d4 – vom Feld c3 fern, was dem Sf1 ungehinderten Zutritt zu d2
ermöglicht.
Die Lösung auf
einen Blick:
1. Lh8!! Lxh8 (1. … Lsonstig 2. LxL#) 2. d4
Lbeliebig 3. Sd2 Lbeliebig 4. Sb3#.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen