Auch diesen FR wieder eine Leseprobe aus dem Buch "ganz leicht" "ganz schön" "ganz schön schwer" von FM Andreas Druckenthaner. Wir steigern uns in der Schwierigkeit - heute gilt es bereits ein forciertes Matt in 3 Zügen zu analysieren.
Die
offensichtliche Drohung des Anziehenden, mittels 1. Tb1# in einem Zug matt zu
setzen, wird
durch den schwarzen Bauern a2 verhindert; dieser vereitelt aber auch ein
Grundlinienmatt nach 1. Td6 (∆ 2. Td1#) mit 1. … a1=D/T.
Letzteren
Mattgelüsten würde aber auch ein (erfolgreiches) Ausweichmanöver des schwarzen
Königs 1. … Kf1 ∆ (2. … Ke2) vorbeugen. Diese Fluchtmöglichkeit, soviel ist
bereits von vornherein zu erkennen, gilt es zu verhindern (siehe später).
Selbst
wenn wir noch nicht um die konkrete Bedeutung des La7 wissen, so ist doch
unschwer zu erkennen, dass ihm
im Rahmen der Abzugsschachmöglichkeit – er und der schwarze König befinden sich
auf derselben Diagonale – Bedeutung
zukommen kann. Er hindert aber auch einen auf a1 in eine Dame umgewandelten
Bauern an einem Schachgebot auf a8.
Ein
entsprechendes Schachgebot mit einer nach … a1=D umgewandelten Dame auf a2 wird
·
ebenso
durch den schwarzen c4-Bauern verhindert.
Die
letzten beiden Punkte erklären den Standort des weißen Königs auf g8:
·
Dort
ist er im Gesamtgefüge der Stellung am besten aufgehoben.
Der
g2-Bauer bietet nicht so sehr dem schwarzen König Schutz, sondern
· steht
vielmehr – ganz im Sinne von Weiß – einer Flucht des schwarzen Monarchen über
g2 und f3 im Wege.
Klar ist auch, dass
der
schwarze e5-Bauer die e-Linie versperrt und sohin den Aktionsradius zumindest
eines der auf Linien und Reihen funktionell ausgerichteten weißen Türme stört
bzw. einschränkt. Ganz konkret aber lässt sich sein Aufgabenbereich von der
Ausgangsstellung her nicht erkennen.
Augenblicklich
erhellt sich noch nicht die Funktion der beiden Türme und Springer. Der
Sf2 aber ist nicht nur durch den Sg4 unmittelbar gedeckt, sondern scheint
mittelbar ausreichend durch den La7 Schutz zu erhalten – Abzugsschachoption –,
was den Sg4 flexibel macht und nicht zu einer bloßen Deckungsfigur des Sf2
reduziert.
Auch,
und dies unterscheidet das gegenständliche Problem von anderen, sind noch keine
Mattbilder (nach drei Zügen) aus der Ausgangsstellung erkennbar.
Trotzdem
reichen die bisher bekannten Parameter, insbesondere jener, die
Fluchtmöglichkeit des schwarzen Königs betreffend, um mit einem konstruktiven
Lösungsversuch zu beginnen.
Jedenfalls
gilt es, den schwarzen König an der Flucht über f1, e2 etc. zu hindern.
Offensichtlich besitzt ein auf e2 angelangter schwarzer König zu viele
Ausweichfelder – f3, e1, d2 –, um matt gesetzt werden zu können.
Es
stellt sich daher die Frage, wie diese Flucht verhindert werden kann.
Die
ersten Kandidatenzüge, die ins Auge stechen, sind 1. Txe5 und 1. Tb2.
1.
Txe5 stellt zwar auf den ersten Blick eine riesige Drohung auf, nämlich 2.
Te1#, nach 1. … a1=D aber ist guter Rat teuer, ein Matt in zwei weiteren Zügen
evidentermaßen nicht möglich. Nach 1. Tb2 verbietet
sich die Riposte 1. … a1=D – siehe nachfolgendes Diagramm –, weil dann Weiß tatsächlich mit 2.Sd3 in jedem Fall zu einem Matt in 3 Zügen gelangen würde:
·
2.
… Dxa7 3.Tb1#; ·
2.
… Kf1 3. Sh2#; ·
2.
… Kh1 3. Th5#.
Sohin
könnte man meinen, dass wir die Lösung gefunden hätten, nur leider macht uns
der Nachziehende einfach mit bereits 1. … Kf1!! einen Strich durch die
Rechnung: Er peilt das Fluchtfeld e1 an und droht mittels 1. … g1=D eine
weitere Verteidigungsfigur ins Spiel zu bringen, der zumindest Matt
verzögerndes Vorstellungspotential innewohnt: z. B.: 2. Sd3 – nimmt dem
schwarzen König das Feld e1 – 2. … g1=D 3. Tf5 Df2!!, und mit dem Freimachen
des Feldes g1 ist das Matt im 4. Zug vereitelt: z. B. 4. T5xf2 Kg1.
Aus
diesem fehlgeschlagenen Versuch ersehen wir aber, dass der Fluchtversuch des
schwarzen Königs bereits im Keime erstickt werden muss, um innerhalb der
geforderten drei Züge zu reüssieren. Dem schwarzen König ist daher bereits das
Feld f1 streitig zu machen. Dafür
kommen nur zwei Züge mit dem Sg4 in Frage: 1) 1. Se3 und 2) 1. Sh2.
Zunächst zu 1) 1.
Se3:
Unter Berücksichtigung des oben eingangs angeführten Gedankens, wonach
der Sf2 im Falle der Bewegung des Sg4 – nur eben nicht nach e3 – durch den La7
mittelbare Deckung erfährt, da der Tb6 tödliches Abzugsschachpotential
beinhalten kann, muss diese Möglichkeit schon alleine insofern versagen, als
nun angesichts des Umstandes, dass dadurch zwei Figuren in der a7-g1-Diagonale
stehen, nicht mehr von einer mittelbaren Deckung durch den La7 gesprochen
werden kann. In diesem Sinne kann der schwarze König gefahrlos auf f2 nehmen.
Außerdem droht er weiters, den Se3 im nächsten Zug aus dem Spiel zu nehmen,
bzw., was noch schlimmer ist, über f3 und e4 zu flüchten.
Insofern
verbleibt als einzige Option und bildet sohin den Lösungsbeginn:
2) 1. Sh2! – siehe nachstehendes Diagramm
–,
was
dem schwarzen König nicht nur die Fluchtmöglichkeit über f1 nimmt, sondern auch
im Einklang mit dem oben angeführten Erfordernis notwendiger mittelbarer
Deckung des Sf2 steht. 1. … Sh2 steht auch der Fluchtmöglichkeit des schwarzen
Königs über f3 im Wege. Es droht auch 2. Tbg6 (∆ 3. Txg2#), womit der Sf2
unmittelbar durch den La7 gedeckt ist.
Schwarz
hat grundsätzlich drei substantiierte Antwortmöglichkeiten, die zu beleuchten
sind; sonstige Antwortzüge leisten keinen nennenswerten Widerstand – d):
a) 1. … Kxf2 b) 1. … Kxh2 c) 1. … a1=D d) 1. … sonstig
Im
Sinne obiger Befürchtungen, die Fluchtmöglichkeiten des schwarzen Königs ins
Zentrum betreffend, am logischsten.
2. Td6+
Jetzt erkennt man den
Sinn des schwarzen e5-Bauern: der Schutz des schwarzen Königs vor einem
vorzeitigen Matt, welches er im Falle des Fehlens desselben durch 2. Te6#
erleiden würde – siehe Stellungsbild.
2. … Ke1/Ke2
Wohin
sich der schwarze König auch hinbegibt, infolge des Sh2 und des Td6 verfügt er
über so wenig Spielraum, dass Weiß mit
3. Txe5#
Matt geben kann.
b)
1. … Kxh2
Offensichtlich
hat hier Schwarz noch weniger Spielraum als im Falle seiner Fluchtausrichtung
ins Zentrum – dies erlaubt uns den nicht allzu wagemutigen Schluss, dass nun
umso eher ein Matt in den geforderten drei Zügen möglich sein muss.
Natürlich
dieser Turm und nicht jener auf g5, also 2.Th5+, da dann der schwarze König
über g3 entscheidend entweichen kann.
Nun
aber ist
3. Th1#
möglich
– siehe Stellungsbild.
c)
1. … a1=D
2. Tbg6
Ganz
im Sinne des bereits im Zusammenhang mit dem Einleitungszug 1. Sh2! erwähnten Ursprungsplans:
∆ 3. Txg2#. Dies vermag nur ein schwarzer Verteidigungszug zu verhindern:
2. … Df1
Ansonsten,
auch im Falle von 2. … Kxh2, 3. Txg2#. Jetzt ist zwar g2 ausreichend
verteidigt, dem schwarzen König aber gleichzeitig das so wichtige Ausweichfeld
f1 genommen.
3. Sf3#
d)
1. … sonstig
Alle
übrigen Züge hindern Weiß nicht daran, die Ursprungsdrohung 2. Tbg6 (∆ 3.
Txg2#) zu verwirklichen, also:
2. Tbg6 beliebig 3.
Txg2#
Fazit: Auch
wenn wir im gegenständlichen Fall nicht von aus der Ausgangsstellung
erkennbaren Mattbildern ausgehen konnten und überdies eine Fülle an nicht
unmittelbaren Stellungsmerkmalen/nicht sofort erschließbaren
Figurenaufstellungen zu konstatieren waren, verblieben doch letztlich so viele
Parameter, dass uns ein logischer Zugang zum richtigen Lösungsanfang ermöglicht
wurde.
Die Lösung auf einen Blick:
1. Sh2!
a) 1. … Kxf2 2. Td6+ Ke1/Ke2 3. Txe5#;
b) 1. …
Kxh2 2. Th6+ Kg1 3. Th1#;
c) 1. … a1=D 2. Tbg6 Df1 (2. … sonstig 3. Txg2#) 3. Sf3#;
d)
1. … sonstig 2. Tbg6 beliebig 3. Txg2#.