Freitag, 22. April 2016

FM Druckenthaner Leseprobe: Nr. 2031 „DER STANDARD“,13.07.2013 Poul Hage „Magasinet“, 1944

Auch diesen FR wieder eine Leseprobe aus dem Buch "ganz leicht" "ganz schön" "ganz schön schwer" von FM Andreas Druckenthaner. Wir steigern uns in der Schwierigkeit - heute gilt es bereits ein forciertes Matt in 3 Zügen zu analysieren.

Weiß zieht und setzt in 3 Zügen matt
Die offensichtliche Drohung des Anziehenden, mittels 1. Tb1# in einem Zug matt zu setzen, wird durch den schwarzen Bauern a2 verhindert; dieser vereitelt aber auch ein Grundlinienmatt nach 1. Td6 (∆ 2. Td1#) mit 1. … a1=D/T.
Letzteren Mattgelüsten würde aber auch ein (erfolgreiches) Ausweichmanöver des schwarzen Königs 1. … Kf1 ∆ (2. … Ke2) vorbeugen. Diese Fluchtmöglichkeit, soviel ist bereits von vornherein zu erkennen, gilt es zu verhindern (siehe später).
Selbst wenn wir noch nicht um die konkrete Bedeutung des La7 wissen, so ist doch unschwer zu erkennen, dass ihm im Rahmen der Abzugsschachmöglichkeit – er und der schwarze König befinden sich auf derselben Diagonale  – Bedeutung zukommen kann. Er hindert aber auch einen auf a1 in eine Dame umgewandelten Bauern an einem Schachgebot auf a8.
Ein entsprechendes Schachgebot mit einer nach … a1=D umgewandelten Dame auf a2 wird
·         ebenso durch den schwarzen c4-Bauern verhindert.

Die letzten beiden Punkte erklären den Standort des weißen Königs auf g8:
·         Dort ist er im Gesamtgefüge der Stellung am besten aufgehoben.

Der g2-Bauer bietet nicht so sehr dem schwarzen König Schutz, sondern
·       steht vielmehr – ganz im Sinne von Weiß – einer Flucht des schwarzen Monarchen über g2 und f3 im Wege.
Klar ist auch, dass  der schwarze e5-Bauer die e-Linie versperrt und sohin den Aktionsradius zumindest eines der auf Linien und Reihen funktionell ausgerichteten weißen Türme stört bzw. einschränkt. Ganz konkret aber lässt sich sein Aufgabenbereich von der Ausgangsstellung her nicht erkennen.
Augenblicklich erhellt sich noch nicht die Funktion der beiden Türme und Springer. Der Sf2 aber ist nicht nur durch den Sg4 unmittelbar gedeckt, sondern scheint mittelbar ausreichend durch den La7 Schutz zu erhalten – Abzugsschachoption –, was den Sg4 flexibel macht und nicht zu einer bloßen Deckungsfigur des Sf2 reduziert.
Auch, und dies unterscheidet das gegenständliche Problem von anderen, sind noch keine Mattbilder (nach drei Zügen) aus der Ausgangsstellung erkennbar.
Trotzdem reichen die bisher bekannten Parameter, insbesondere jener, die Fluchtmöglichkeit des schwarzen Königs betreffend, um mit einem konstruktiven Lösungsversuch zu beginnen.
Jedenfalls gilt es, den schwarzen König an der Flucht über f1, e2 etc. zu hindern. Offensichtlich besitzt ein auf e2 angelangter schwarzer König zu viele Ausweichfelder – f3, e1, d2 –, um matt gesetzt werden zu können.
Es stellt sich daher die Frage, wie diese Flucht verhindert werden kann.
Die ersten Kandidatenzüge, die ins Auge stechen, sind 1. Txe5 und 1. Tb2.
1. Txe5 stellt zwar auf den ersten Blick eine riesige Drohung auf, nämlich 2. Te1#, nach 1. … a1=D aber ist guter Rat teuer, ein Matt in zwei weiteren Zügen evidentermaßen nicht möglich. Nach 1. Tb2 verbietet sich die Riposte 1. … a1=D – siehe nachfolgendes Diagramm –, weil dann Weiß tatsächlich mit 2.Sd3 in jedem Fall zu einem Matt in 3 Zügen gelangen würde:
 ·         2. … Dxa7 3.Tb1#;   ·         2. … Kf1 3. Sh2#; ·         2. … Kh1 3. Th5#.

Sohin könnte man meinen, dass wir die Lösung gefunden hätten, nur leider macht uns der Nachziehende einfach mit bereits 1. … Kf1!! einen Strich durch die Rechnung: Er peilt das Fluchtfeld e1 an und droht mittels 1. … g1=D eine weitere Verteidigungsfigur ins Spiel zu bringen, der zumindest Matt verzögerndes Vorstellungspotential innewohnt: z. B.: 2. Sd3 – nimmt dem schwarzen König das Feld e1 – 2. … g1=D 3. Tf5 Df2!!, und mit dem Freimachen des Feldes g1 ist das Matt im 4. Zug vereitelt: z. B. 4. T5xf2 Kg1.

Aus diesem fehlgeschlagenen Versuch ersehen wir aber, dass der Fluchtversuch des schwarzen Königs bereits im Keime erstickt werden muss, um innerhalb der geforderten drei Züge zu reüssieren. Dem schwarzen König ist daher bereits das Feld f1 streitig zu machen. Dafür kommen nur zwei Züge mit dem Sg4 in Frage: 1) 1. Se3 und 2) 1. Sh2.
Zunächst zu 1) 1. Se3:

Unter Berücksichtigung des oben eingangs angeführten Gedankens, wonach der Sf2 im Falle der Bewegung des Sg4 – nur eben nicht nach e3 – durch den La7 mittelbare Deckung erfährt, da der Tb6 tödliches Abzugsschachpotential beinhalten kann, muss diese Möglichkeit schon alleine insofern versagen, als nun angesichts des Umstandes, dass dadurch zwei Figuren in der a7-g1-Diagonale stehen, nicht mehr von einer mittelbaren Deckung durch den La7 gesprochen werden kann. In diesem Sinne kann der schwarze König gefahrlos auf f2 nehmen. Außerdem droht er weiters, den Se3 im nächsten Zug aus dem Spiel zu nehmen, bzw., was noch schlimmer ist, über f3 und e4 zu flüchten.

Insofern verbleibt als einzige Option und bildet sohin den Lösungsbeginn:
2) 1. Sh2! – siehe nachstehendes Diagramm –,

was dem schwarzen König nicht nur die Fluchtmöglichkeit über f1 nimmt, sondern auch im Einklang mit dem oben angeführten Erfordernis notwendiger mittelbarer Deckung des Sf2 steht. 1. … Sh2 steht auch der Fluchtmöglichkeit des schwarzen Königs über f3 im Wege. Es droht auch 2. Tbg6               (∆ 3. Txg2#), womit der Sf2 unmittelbar durch den La7 gedeckt ist.
Schwarz hat grundsätzlich drei substantiierte Antwortmöglichkeiten, die zu beleuchten sind; sonstige Antwortzüge leisten keinen nennenswerten Widerstand – d):
a) 1. … Kxf2    b) 1. … Kxh2    c) 1. … a1=D   d) 1. … sonstig
Im Sinne obiger Befürchtungen, die Fluchtmöglichkeiten des schwarzen Königs ins Zentrum betreffend, am logischsten.
2. Td6+
Jetzt erkennt man den Sinn des schwarzen e5-Bauern: der Schutz des schwarzen Königs vor einem vorzeitigen Matt, welches er im Falle des Fehlens desselben durch 2. Te6# erleiden würde – siehe Stellungsbild.

Der schwarze König muss nun auf die e-Linie ausweichen.
2. … Ke1/Ke2
Wohin sich der schwarze König auch hinbegibt, infolge des Sh2 und des Td6 verfügt er über so wenig Spielraum, dass Weiß mit
3. Txe5#
 Matt geben kann.
b) 1. … Kxh2
Offensichtlich hat hier Schwarz noch weniger Spielraum als im Falle seiner Fluchtausrichtung ins Zentrum – dies erlaubt uns den nicht allzu wagemutigen Schluss, dass nun umso eher ein Matt in den geforderten drei Zügen möglich sein muss.
2. Th6+
Natürlich dieser Turm und nicht jener auf g5, also 2.Th5+, da dann der schwarze König über g3 entscheidend entweichen kann.
2. … Kg1
Nun aber ist
3. Th1#
möglich – siehe Stellungsbild.

c) 1. … a1=D
2. Tbg6
Ganz im Sinne des bereits im Zusammenhang mit dem Einleitungszug 1. Sh2! erwähnten Ursprungsplans: ∆ 3. Txg2#. Dies vermag nur ein schwarzer Verteidigungszug zu verhindern:
2. … Df1
Ansonsten, auch im Falle von 2. … Kxh2, 3. Txg2#. Jetzt ist zwar g2 ausreichend verteidigt, dem schwarzen König aber gleichzeitig das so wichtige Ausweichfeld f1 genommen.
3. Sf3#
d) 1. … sonstig
Alle übrigen Züge hindern Weiß nicht daran, die Ursprungsdrohung 2. Tbg6 (∆ 3. Txg2#) zu verwirklichen, also:
2. Tbg6 beliebig 3. Txg2#
Fazit: Auch wenn wir im gegenständlichen Fall nicht von aus der Ausgangsstellung erkennbaren Mattbildern ausgehen konnten und überdies eine Fülle an nicht unmittelbaren Stellungsmerkmalen/nicht sofort erschließbaren Figurenaufstellungen zu konstatieren waren, verblieben doch letztlich so viele Parameter, dass uns ein logischer Zugang zum richtigen Lösungsanfang ermöglicht wurde.
Die Lösung auf einen Blick:
1. Sh2!
a) 1. … Kxf2 2. Td6+ Ke1/Ke2 3. Txe5#;
 b) 1. … Kxh2 2. Th6+ Kg1 3. Th1#;
c) 1. … a1=D 2. Tbg6 Df1 (2. … sonstig 3. Txg2#) 3. Sf3#;
d) 1. … sonstig 2. Tbg6 beliebig 3. Txg2#.

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