Diesen und die nächsten drei Freitage werden wir auf unserer HP jeweils ein BSP aus dem Buch "Ganz leicht" "Ganz schön" "Ganz schön schwer" von FM Andreas Druckenthaner als Leseprobe veröffentlichen. Es wird angeraten, die Aufgaben selbst zuerst am Analysebrett zu studieren, bevor die Lösungen eingesehen werden. neben den schönen Schachaufgaben liegt der Mehrwert dieser Publikation primär in der exzellenten schachtheoretischen Aufbereitung der Problemsituationen sowie in einem Tutorium der technischen und logischen Herangehensweise im Kontext der Zugfindung. Anmerkung: die heutige Lösung als Einstieg ist der Kategorie "Ganz leicht" zuzuordnen.
Eine
erste Bestandsaufnahme der Figuren ergibt folgendes Bild:
· Der
weiße Lf2 hat offensichtlich nur die Aufgabe, dem schwarzen König das Ausweichfeld
g1 zu nehmen;
·
dieselbe
Funktion kommt offensichtlich auch dem schwarzen h-Bauern zu: Er verhindert ein
Entweichen des schwarzen Königs über h2;
· es
ist offensichtlich, dass beide Spielsteine nichts mit dem Mattsetzen selbst zu
tun haben, der schwarze König steht auf einem weißen Feld, von wo er nicht auf
ein schwarzes vertrieben werden kann – diese Aufgabe kommt sohin dem (weißen) weißfeldrigen
Läufer und der Dame zu;
·
der
weißfeldrige (schwarze) Läufer auf g2 aber dominiert offensichtlich die
a8-h1-Diagonale derart, dass er dem eigenen König ausreichend Schutz zu
gewähren scheint; nebenbei steht auch die Drohung eines Schachgebotes auf d5 im
Raum, die sich aktuell nur wegen Dxd5# – und sogar Matt!! – verbietet;
· warum
der weiße König gerade auf b3 und nirgendwo anders steht, bleibt vorerst im
Dunkeln; er könnte aber, soviel lässt sich aus dem vorigen Parameter bereits
ableiten, mit dem Schachgebot … Ld5+ zu tun haben.
Nach
dieser ersten Situationserfassung erscheint sohin klar, dass ein Mattsetzen auf
der a8-h1-Diagonale wegen des dominanten schwarzen Lg2 nicht ohne weiteres möglich
ist – dazu müsste sich dieser, wie bereits angeführt, mittels 1. … Ld5 schon
opfern, sodass, wie gleichfalls bereits erwähnt, 2. Dxd5# Matt bedeuten würde.
Das einzig
auszumachende schwache Element in der schwarzen Stellung bildet die Grundreihe,
sodass auf der Suche nach möglichen Endstellungen, also Mattbildern, nur ein
Grundreihenmatt in Frage kommen kann; beispielsweise wäre folgende
Mattsituation nach der Überführung der weißen Dame auf dieselbe mittels etwa 1.
Db1 Lb7 2. Lh3 denkbar:
Gehen wir also in die Ausgangsstellung zurück und versuchen es
gedanklich mit 1. Db1, so können wir vor dem Hintergrund obiger
Bestandsaufnahme – im Besonderen zum Wirkungskreis des Lg2 – aber leider rasch
erkennen, dass Schwarz nicht einfach mit 1. … Lb7 fortsetzen und sich mit 2.
Lh3# Matt setzen lassen muss, sondern dem Mattsetzungsvorhaben mit 1. … Ld5+, also
Zeit gewinnendem Schachgebot, einen Riegel vorschieben kann; durch 1. Db1 hat
sich der Anziehende ja der Kontrolle des Feldes d5 begeben.
Obige Stellungsparameter und die bereits gewonnene Gewissheit, dass das Matt nur über die einzige schwarze Schwachstelle, die Grundreihe, die von der weißen Dame auch über das Feld d1 in Beschlag genommen werden kann, zu erfolgen hat, führen uns letztlich zum entsprechend einzig möglichen Lösungsanfang:
1. Dd1!
·
Besetzung
der schwachen Grundreihe;
·
weiterhin
Kontrolle des Feldes d5 – gegen schwarze Schachgebote mit 1. … Ld5+, siehe b),
gerichtet.
Folgende
Läuferzüge – nur er kann ziehen – sind zu untersuchen:
a) 1. … Lf3? b) 1. … Ld5+? c)
1. … Lsonstig a8-h1 d)
1. … Lh3 e) 1. … Lxf1
Zunächst
die elementar ganz schwach erscheinenden Züge – a) 1. … Lf3? und b) 1. … Ld5+?,
die eigentlich keines Kommentars bedürfen, da hier der jeweils zweite Zug
sogleich ins Auge stechen müsste.
a) 1. … Lf3? 2. Dxf3# Weiß
nimmt einfach den Läufer aus dem Spiel und setzt gleichzeitig matt.
b) 1. … Ld5+? Ebenso
kann Weiß im Falle des Schachgebotes durch den Läufer verfahren: Er beseitigt
denselben mittels 2. Dxd5# und
setzt (wiederum) gleichzeitig matt.
c) 1. … Lsonstig a8-h1 Zieht
aber der Lg2 auf irgendein sonstiges Feld auf der a8-h1-Diagonale, ausgenommen
eben die besprochenen Felder f3 und d5, dann vermögen wir das angestrebte
Grundreihenmatt, modifiziert mit der Stellung der Dame auf d1 und nicht mehr
auf b1, durch 2. Lh3# zu
verwirklichen – siehe Stellungsbild (für den beispielartigen Fall, dass der
Nachziehende 1. … Lb7 spielte.
d) 1. … Lh3 Ebenso
verhält es sich mit 1. … Lh3: Diesfalls schlägt Weiß den schwarzen Läufer mit 2. Lxh3# und
setzt gleichzeitig matt. Der Lf1 darf aber auf keinem anderen Feld ein
Abzugsschach geben, beispielsweise mit 2. Ld3, da dann der schwarze Läufer
wieder nach f1 zurückzukehren oder der König des Nachziehenden gar nach g2 zu
gehen vermag und das Matt entscheidend hinauszögern würde.
e) 1. … Lxf1 Hier
lässt Weiß aber einfach mittels 2. Dxf1#
das Matt folgen.
Im
Rahmen der Bestandsaufnahme verblieb als unklarer Erkenntnisrest die Position
des weißen Königs; nach nun erfolgter Lösung lässt sich auch diese offene Frage
– zumindest einigermaßen vollständig – beantworten; lediglich „einigermaßen vollständig“, da es
natürlich den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, jedes nur erdenkliche Feld,
auf dem der weiße König stehen könnte, hinsichtlich seiner Konsequenzen zu
untersuchen:
Stünde
der weiße König etwa auf einem schwarzen Feld – zum Beispiel a3, b2 etc. – dann
wäre das Problem mit dem Schönheitsmakel der Doppellösigkeit behaftet, zumal
auch 1. Db1 den Lösungsanfang bilden könnte. In der Ausgangsstellung mit dem
schwarzen König auf b3 aber verbietet sich, wie bereits erwähnt, 1. Db1 wegen
des mit 1. … Ld5+ verbundenen Schachgebotes.
Auf zahlreichen anderen
weißen Feldern aber – sicherlich davon ausgenommen die Felder g4 und h5 (siehe
sogleich) – liefe der Anziehende aber Gefahr, dass entweder 2. Dd1 wegen eines jeweiligen Schachgebotes
durch den Lg2+ nicht mehr funktionieren würde,
sodass Weiß nicht mehr im zweiten Zug mattsetzen könnte oder wir hätten es gar
mit einer neuen Problemkonstellation mit anderem Lösungsbeginn, nämlich 1. Db1
statt 1. Dd1, zu tun:
Beispielsweise
könnte der Nachziehende im Falle eines auf a4 oder e8 postierten Königs
mit 1. … Lc6+ vorgehen, und
stünde der König des Anziehenden etwa
auf g6 oder h7, dann verbietet sich gar 1. Dd1 wegen 1. … Le4+; diesfalls würde
sich 1. Db1! als richtiger Lösungsanfang entpuppen, da dann das Schachgebot 1.
… Le4+ mit 2. Dxe4# mattgerecht entschärft würde.
Der
weiße König auf b3 steht sohin goldrichtig. Wie aber bereits angedeutet, sind
die Felder g4 und h5 jedenfalls dem Feld b3 gleichwertig:
Auch
hier wäre 1. Dd1! der richtige Lösungsanfang, da nach 1. … Lf3+ 2. Dxf3# folgen
könnte und im Falle eines weißen Monarchen auf g4 nach 1. … Lh3+ 2. Lxh3# das
Matt herbeiführen würde.
Die Lösung auf
einen Blick:
1. Dd1!
a) 1. … Lf3? 2. Dxf3#;
b) 1. … Ld5? 2. Dxd5#;
c) 1. … Lsonstig a8-h1 2. Lh3#;
d) 1. … Lh3 2. Lxh3#;
e) 1. … Lxf1 2. Dxf1#.
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