Unsere beiden ersten Klassen waren mit unterschiedlichen Zielvorgaben am Start. Für Kultur Wels 3 galt es durch zumindest einen 3-1 Erfolg gegen St. Valentin 4 die Meisterschaft vorm Abschlussduell gegen Großraming 1 in trockene Tücher zu bringen. Und für Kultur Wels 4 galt es die "0-er" freie Saison gegen die stärkste Hörschinger Mannschaft zu prolongieren. Beide Zielvorgaben wurden mit Bravour erfüllt.
In St. Valentin gelingt ein Start nach Maß. Markus Auinger und Udo Dornauer gewinnen ihre Partien im Rekordtempo und mit großer Präzision. Heimberger Junior gibt dabei zuviel Material für einen vermeintlichen Matt-Angriff, den Markus mit Qf6 problemlos parieren kann. Auf Brett #3 spielt Hartl Junior gegen Udo in der Eröffnung brav mit. Dann wird jedoch der weißen Fraktion die einzig geöffnete Linie dargeboten was zu Qualitätsverlust, Frustration und schlussendlich Partieverlust führte. Es gilt also noch einen Zähler einzuspielen. Mittlerweile steht Serghei am Spitzenbrett klar besser, Gegner Michael Günter verteidigt jedoch hartnäckig. Obwohl Gerald auf Brett #2 gegen Christian Hartl definitiv schlechter steht, gibt's das Anraten des MF an Serghei, die Remise zu suchen. Wir stehen damit bei 2.5 Zähler und der riesige ELO-Unterschied sollte auf Brett #2 auch bei drohendem Verlustbauern jederzeit noch zu einer Remiseinwilligung gereichen. Gerald spielt dabei eine Trompowsky-Linie bewusst unkonventionell um gewisse Siegchancen durch Verkomplizierung der Stellung zu erzwingen - dies geht jedoch gehörig nach Hinten los. Glücklicherweise hilft dann der Gegner zuerst mit einem Massen-Figurenabtausch und später mit der Selbstauflösung des Zentrums tatkräftig mit. Mit dem 3.5-0.5 Erfolg ist uns der Meistertitel und die damit implizit verbundene Konservierung unseres abstiegsverdächtigen Kreisligaplatzes in der KL Mitte geglückt. Wäre toll, wenn wir unsere makellose Weste auch gegen Großraming konservieren könnten. Wir haben jede Mannschaftsbegegnung mit zumindest 3! Zählern gewonnen - nur gegen Kultur Wels 4 gab es zum Auftakt mit 2.5-1.5 einen knapperen Erfolg. Hierbei erfolgte auch unsere einzige Brett-Niederlage, nämlich Krisztian gegen Raphael. Einfach grandiose Leistung unseres kleinen aber feinen Kaders, der Mannschaftsführer dankt für die große Einsatzbereitschaft!
Toll auch die Leistung von Kultur Wels 4. Ohne unsere routinierten Stützen Walter, Manfred den rekonvaleszenten "Charly" und ohne Nachwuchstalent Clemens galt es gegen Hörsching 4 das Unmögliche zu schaffen, nämlich anzuschreiben. Dies gelang dann auch auf Brett #4 ziemlich überzeugend. Peter legt all seine Erfahrung und schachtechnische Routine gegen den jungen Poschner Elias in die Waagschale. Zwar ist Elias von Florian Charaus, unser verlorener Jünger der auch wieder mal an die Stätte früherer Einsätze zurückgekehrt ward, bestens präpariert und eingestellt worden, gegen Peter reichte es jedoch bei Weitem nicht. Mittlerweile unterlässt es Peter auch in absoluten Siegstellungen noch Remisgebote der Gnade halber abzusetzen - damit steht nun vollen Erfolgen auch nichts mehr im Wege.
Ebenfalls tapfer kämpft MF Michael am Spitzenbrett gegen Jürgen Krug. Die bei Verlustqualität für einen Königsangriff geöffnete Linie kann von Michael jedoch nur einfach besetzt werden, das Remisgebot ist dadurch legitimiert, bleibt jedoch ohne Einwilligung. Nach 41 Zügen ist die Partie dann verloren. Eigentlich hätte Gerald als taktischer Berater Krug Jürgen als "Idealgegner" für Raphael auserkoren - schade dass dies nicht geklappt hatte.
Raphael bekommt es damit auf Brett #2 mit Zlatko Marijanovic zu tun. Bereits in der Eröffnung erwachsen aus ruhigem italienischen Aufbau wilde taktische Verstrickungen. Raphael gibt da einen Bauern zu billig her - er hätte selbst einen Einschlag in die gegnerische Königsstellung vollziehen können. Bei der Überführung ins Mittelspiel gibt dann Raphael eine Leichtfigur für eine Fesselungstaktik viel zu leichtfertig. Danach gibt's zwar immer noch taktische Momente, die hüben wie drüben ausgelassen werden, die Mehrfigur wiegt gegen Partieende jedoch sehr, sehr schwer. Schade, da wurden einige Chancen verpasst. Die Partie stellt ein deja vu einer früheren PPP (Paul-Plöckinger-Partie) dar. So gut unsere Jugendlichen in Mittelspiel und Endspiel agieren, so fragwürdig und dubios ist einsteilen noch das Herangehen an die Eröffnungtheorie - eindeutig ein Versäumnis des Trainers. Viel Verbesserungspotential, das in den Trainings von Gerald gehoben werden muss und kann. Gerald mag kein sonderlich talentierter Schachspieler sein, verfügt jedoch über ein solides Repertoire der Eröffnungstheorie und ist ein Meister der gegnerspezifischen Präparation - es bleibt zu hoffen, dass dieses Wissen auch einem didaktischen Transfer zugeführt werden kann.
Unsere Punktebank diese Saison ist Paul Plöckinger, mit seinen 926 ELO aktuell wohl einer der in OÖ am deutlichsten unterbewerteten Spieler (die arme Gegnerschaft). Die Eröffnung geht klar an den ebenfalls diese Saison stark spielenden Martin Mayrhofer und Paul erleidet schnell einen Qualitätsverlust. Dieser kann durch akkurates Positionsspiel jedoch einigermaßen kompensiert werden - es gelingt ihm sogar, den gegnerischen Turm in seiner räumlichen Bewegungsmöglichkeit massiv einzuschränken. Martin verliert dann etwas die Geduld, wagt den Ausbruch und will schneller zur neuen Dame ziehen. Dies würde in der Theorie auch klappen, hätte da nicht Pauls Läufer Kontrolle über das weiße Einzugsfeld. Martin versucht den Läufer noch via Bauer abzulenken, dies ändert an der besetzten Läuferlinie jedoch nichts mehr - Sieg!
Fazit: statt der ELO-Stärke gemäß das Ende der Tabelle zu besetzen findet sich Kultur Wels 4 im guten Mittelfeld - eine phänomenale Leistung, Bravo!