Mittwoch, 26. August 2015

Materialien zur 5. Runde des Thementurniers, [C78], Ruy Lopez: Morphy Defence, 1.e4 e5 2.Nf3 Nc6 3.Bb5 a6 4.Ba4 Nf6 5.O-O Bc5

In der 5. Runde des Thementurniers steht Ruy Lopez; Morphy Defence, Neo-Arkhangelsk Variation  als spanische Eröffnung in der Taxonomie der geschlossenen Systeme am Programm. Die Ruy Lopez Nebenvariante findet sich 644 mal auf internationaler Meisterebene in den Datenbanken. Die Bilanz spricht dabei wegen der vielzähligen taktischen Möglichkeiten für Weiß (W=37, R=36.8, S=26.2), obwohl der Computer (Stockfish v.6.0, 64-bit, Tiefe 22) den weißen Stellungsvorteil nach Zug 5 mit +0.23 eher marginal beziffert. Durch den 5. Zug von Schwarz wird der schwarzfeldrige Läufer ad hoc entickelt. Im häufiger anzutreffenden geschlossenen Ruy Lopez (27,502 Partien) wird stattdessen 5.Be7 abgespielt und die Rochade präpariert.
Die Pläne von Weiß sind vielfältig. Nach bereits erfolgter Rochade kann entweder der schwarzfeldrige Läufer mit 6.d3 geöffnet werden oder mit 6.c3 – einem Motiv der italienischen Partie – wird gegen den auf c5 vorgerückten Läufer die Stellung mit Tempo ausgedehnt und ein schnelles d4 eingeleitet. Die Abtauschvariante 6.Bxc6 führt in sehr remisliches Gewässer. Es kann jedoch auch direkt der Bauer auf e5 abgeschlagen werden: nach 6.Nxe5 Nxe5 7.d4 sichert die Gabel die Rückgewinnung der Figur. Bei akkuratem Spiel von Schwarz kann dabei ein stellungsmäßiger Ausgleich bewirkt werden. Möglich sind etwa 7…b5 oder 7…Nxe4, nicht jedoch direkt 7…Bxd4, das die weiße Entwicklung akzeleriert. Auf 6.d3 kann die Rochade wegen drohendem Bauernverlust nicht direkt erfolgen. Stattdessen kann etwa 6…b5 (7.Bb3 d6) oder direkt 6...d6 abgespielt werden und die Stellung weiter befestigt werden. Auf 6.c3 kann Schwarz mit dem zuvor erwähnten 6...b5 antworten. Nach 7.Bb3 muss 7…d6 erfolgen, bevor die Eröffnung von Schwarz mit der Rochade abgeschlossen werden kann.

Referenzpartie zur 5. Runde des Thementurniers, [C78], Ruy Lopez: Morphy Defence, 1.e4 e5 2.Nf3 Nc6 3.Bb5 a6 4.Ba4 Nf6 5.O-O Bc5

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Dienstag, 25. August 2015

Derzeit laufende Turniere mit Schach auf höchst möglichem Level

Derzeit laufen zwei bemerkenswerte Schach-Turniere. In Saint Louis, USA hat sich die Spitze der aktuellen Weltrangliste zusammengefunden, um den zweiten Sieger der neuen Elite-Serie (nach Norwegen) zu ermitteln. Nach zwei Runden führt Veselin Topalov mit Siegen über Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura und ist damit am besten Wege, seinen Triumph aus Norwegen zu prolongieren. Der so genannte Sinquefield Cup in Saint Louis wird vom Schach Mäzen Rex Sinquefield organisiert und tatkräftig gesponsert. Noch bis 1. September können die spannenden Partien ab 20:00 unserer Zeit im Livestream oder Chess-Browser "gekiebitzt" werden.

Schach auf noch höherem, sogar "übermenschlichen" 3200ELO+  Niveau wird bei der 8. Auflage der Computer-Schach WM TCEC, veranstaltet von Martin Thoresen, geboten. Die massiv reduzierte Bedenkzeit erleichtert dabei das "Kiebitzen", da Partien nun in wenigen Stunden abgehandelt werden können. Trotz Vermeidung eines Eröffnungsbuches bzw. einer zufälligen Themen-Eröffnung zeigt sich die unendliche Vielfältigkeit von Schach und auch die Eröffnungen fallen nicht nur monoton aus (dzt. viel Französisch). Die favorisierten "Engines", d.h. Computer-Programme, sind dabei wie in den letzten Jahren Komodo, Stockfish bzw. Houdini. Computer-Schach zeigt einen viel radikaleren Ansatz im Spiel der Könige, der jedoch aktuelle GMs in ihrer Vorbereitung immer wieder zu inspirieren vermag. Durch sehr tiefgreifende Berechnungen werden für den menschlichen Betrachter unlogische Opfer abgespielt, deren Wirkung erst im weiteren Partieverlauf nachvollzogen werden können.

Sonntag, 23. August 2015

9. Runde und Retrospektive zu den Turnieren in Wien und Kärnten


Beim Duell Ragger-Mamedyarov endet auch die dritte Weiß-Partie für Ragger mit einer Remise. Das Match-Play endet folglich mit 2.5-3.5, wobei der Schwarz-Sieg in Runde 5 die ELO Verluste massiv eindämmt. Mission 2700ELO ist damit weiterhin zeitnahe erfüllbar.
Im A-Turnier finden sich leider kaum Österreicher auf den vorderen Rängen. Es gewinnt IM Rambaldi aus Italien (Geburtsjahr 1999, ELO: 2517) mit 7.5/9.0. Die Verleihung des GM-Titels ist für den jungen Italiener nur noch in Bezug auf die zu erfüllenden Normen eine Formsache. Bei den österreichischen Schachspielern erzielt FM Valentin Dragnev (Geburtsjahr 1999, ELO: 2339)  mit 7.0/9.0, gleichbedeutend mit einem ELO Plus von 45.8 Zählern, das bemerkenswerteste Ergebnis. Erst im Jänner 2015 wurde bei der Jugend-WM der FM-Titel errungen, nun ist auch schon der IM in Reichweite. Ebenfalls 7.0 Punkte erzielen GM Kindermann und FM Schwabeneder. Dass eine 100% Ausbeute nicht zwangsweise für den Turniersieg reichen muss demonstrierte der Turnierfavorit GM Safarli, der in Runde 1 und 2 durch Abwesenheit glänzte und folglich auch „nur“ 7.0 Punkte zu erzielen vermochte.
Im B-Turnier siegt der Österreicher Ritopecki mit 8.0/9.0! Florian Charaus erringt ungeschlagen!!! mit 6.5/9.0 den gesamt 13. Platz – die ersten 10 Preisgeldränge wurden folglich nur aufgrund einer schlechten Zweitwertung verpasst.
Auch in Feffernitz wurde das Turnier 2015 abgeschlossen. Der Sieg von GM Malakhatko stand schon vor der Abschlussrunde fest. Das heutige Turmendspiel gegen IM Zozulia gereichte nur zu einem Remis und gesamt 8.0/9.0. Bei den Oberösterreichern konnte Robert Spitzl seine Stellung gegen Florian Schlager nicht halten und errang mit 3.5 Punkten den 53. Gesamtrang. Für Gerald war der Arbeitstag auch nach 40min beendet. Gegen die Deutsche Kate Laustsen (1822) galt es die „Pleimer‘sche“ d4-Variante zu beantworten. Nach 1.d4 Nf6 2.Bf4 c5 3.c3? cxd4 4.Qxd4?? Nc6 ist Schwarz merklich am Drücker. Es kann Entwicklungsvorteil mit ..e5 und/oder …d5 erzwungen werden, jedoch einhergehend mit nachhaltiger Schwächung der Bauernstruktur. Der weiße Eröffnungs-Patzer wurde vom Chronisten in Furcht vor einem langen Ringen nicht bestraft (wer 60 Längen im Hallenbad-Becken schwimmt, kann auch problemlos 5H Schach spielen) und das Remis nach 9 hart erkämpften Zügen gereichte zu 4.0/9.0 Gesamtzählern bzw. dem 46 Endrang (Startnummer 54). Wenn auch erwähnenswerte Erfolge ausbleiben, so bliebt zumindest die Erkenntnis, dass positionell und taktisch bis 1900/2000 ELO einigermaßen mitgehalten werden kann, wenn gewisse Aussetzer in Zukunft unterlassen werden. Der Einsatz in der Kreisliga ist folglich nicht gänzlich undenkbar.

Runde 8 in Wien und Kärnten



Beim Vienna Chess Open kann Markus Ragger eine Schwarz-Partie gegen Mamedyarov gewinnen und auf -1 verkürzen. Mit den heutig zu bespielenden weißen Steinen wäre sogar noch der Ausgleich in der Begegnung möglich. Beim A-Turnier ist vor allem Valentin Dragnev mit seinem Sieg gegen IM Fröwis aus österreichischer Sicht hervorzuheben. Heute spielt er bei 0.5 Zähler Rückstand auf die Spitze gegen GM Brunello. Im B-Turnier kann Florian Charaus in Runde 8 Noodijk besiegen und spielt in der heutigen finalen Runde mit Schwarz gegen Degraeve (1825). 

In Feffernitz gabs für die oberösterreichischen Vertreter Remisen. Robert Spitzl scheint gegen Kate Laustsen (1822) bei Verlustbauer, Verlust-Qualität und von gegnerischer Dame infiltrierter Stellung ziemlich verloren aus, rettet sich jedoch irgendwie in ein Remis. Bei Gerald galt es in der Präparation die Caro-Kann Verteidigung, die der junge Gegner Florian Schlager (1856) stets auf 1.e4 zu spielen pflegt, zu erarbeiten -  ine bis dato für Gerald völlig unbekannte und dubios wirkende Eröffnungsvariante. Die ersten 5-6 Züge wirkten vom Chronisten recht gekonnt vorgetragen, Springer Nh3 statt des logischen h4 brachte den Gegner zum Nachdenken. Dann allerdings entschied sich der Gegner für die „kleine“ Rochade, was so nicht mit der Präparation konform ward. Der aufgebaute Angriff von Weiß genügte jedoch, um Schwarz zur Einwilligung in ein Remis zu veranlassen. Heute in der Schlussrunde für die Oberösterreicher ein „Gegnertausch“.