Donnerstag, 4. Februar 2016

Kommentierung Parte Erich Lichtl (1975) 0-1 Christof Buss (1810), 2. Landesliga, Runde 8

Mit dieser leider für die Schach Kultur Wels schmerzlichen Verlustpartie möchten wir die Tradition der kommentierten Meisterschafts- und Turnierpartien wiederaufleben lassen. Schwarz spielt dabei sehr mutiges Angriffsspiel inklusive Opfer, das nur bei sehr präzisem Spiel zu widerlegen gewesen wäre, wie die nachfolgende Analyse (großteils basierend auf den Partie-Annotationen von Erich) zeigt.
Erich Lichtl pflegt seine Weiß-Partien oftmals mit 1.b3 zu eröffnen. Es entwickelt sich eine Art Nimzowitsch-Larsen-Angriff in Moderner Variante [A0] mit 1…e5 2.Bb2 Nc6 3.e3 d6 4.Nf3 f5 5.d4 e4 wobei Buss sich scheinbar ebenfalls gut vorbereitet präsentiert. Diese Stellung wurde auf internationaler Meisterebene 10 Mal erreicht, wobei die Bilanz mit +5-3=2 für Weiß spricht. Der Computer (Stockfish 6, 64bit, Tiefe 40) sieht mit +0.85 klare positionelle Vorteile für Weiß, jedoch nur wenn trotz angegriffenem Springer mit 6.d5 !? Druck gegen die schwarze Stellung entwickelt wird (wurde lt. Datenbank bisher auch stets in dieser Stellung immer so gespielt). Es könnte etwa folgen 6.d5 exf3 7.dxc6 bxc6 8.Qxf3 und die schwarze Bauernstruktur ist geschwächt oder alternativ 6.d5 Ne7 7.Nd4 und Schwarz ist unterentwickelt mit Rochade in weiter Ferne. Ebenfalls möglich wäre 6.d5 Nb4 7.Nd4 mit vielfältigen weißen Angriffsplänen. Es erfolgte jedoch das eher passive 6.Nfd2, ein Novum bei dem Schwarz mit logischen Zügen den Entwicklungsrückstand aufholen kann und der weiße Anzugsvorteil wieder zusammenschmilzt. Es folgten die Computer-Favoriten 6….Nf6 7.c4 und die Stellung erinnert an Französich mit vertauschten Farben. Schwarz schließt in der abgespielten Sequenz mit 7…g6 8.Nc3 Bh6 9.a3 0-0 die Entwicklung ab und erreicht eine nahezu ausgeglichene Stellung.
Weiß kann nun den Läufer direkt nach 10.Be7 entwickeln oder mit 10.g3 einem möglichen vehementen Bauernvorstoß mit …f4 vorbeugen. Erich entscheidet sich für Zweiteres. Nach 10.g3 Ng4 verbleibt der weiße Bauer auf f2 bei noch nicht rochiertem König ein mögliches schwarzes Angriffsziel. Dies wurde auch von Erich so seit einigen Zügen antizipiert. Es folgte 11.Qe2 f4?!  als vehementer schwarzer Angriff. Ein Schlagen mit günstigem 12.exf4 ist wegen des dann möglichen Springereinschlag auf d4 leider nicht möglich – Weiß ist zu 12.gxf4 mit Schwächung der Königsstellung gezwungen. Die schwarzen Angriffspläne sind nun vielfältig. Der Computer empfiehlt 12…Nxd4! Und die weißen Verteidigungsbauern brechen auseinander mit 13.exd4 e3!!  14. fxe3 Qh4+ 15.Kd1 Nf2+ und Schwarz hat eventuell Qualität und Angriffsfortsetzung für die Figur. Es könnte aber auch ein alternativer Angriff mit Läuferopfer erfolgen mit 12…Bxf4! Und der Läufer kann wegen Nd4 nicht erobert werden. Es müsste bei korrekter weißer Verteidigung folgen 13.Ncxe4 Bxe3 14.fxe3 Qh4+ ebenfalls mit Aussicht auf Qualität als schwarze Figurenkompensation. Buss entscheidet sich jedoch zuerst den Druck auf f2 ohne Opfer zu erhöhen. 
Es folgte 12….Qh4 auf das Weiß 13.Ndxe4 antworten müsste, z.B. mit 13…Nxd4! 14.exd4 Rxf4 und die Stellung hält bei akkuratestem Spiel von Weiß mit soliden Vorteilen. Alternativ könnte auch 13.h3 oder 13.0-0-0 zur Rettung des weißen Monarchen erfolgen. Bei 13.0-0-0 Nxf2 14.Qe1 g5 15.Rg1 Qxh2 kann Schwarz Qualität und stellungsmäßigen Ausgleich erringen. Diese Linie wurde auch von Erich Lichtl in Betracht gezogen, jedoch als zu remislich klassifiziert. 
Leider meint Erich, mit dem korrekt wirkenden 13.Ncxe4 weiter auf Sieg spielen zu können. Es erfolgt mit 13…Nxe3!! 14. Qxe3 ebenfalls ein scharfes schwarzes Figurenopfer das nun leider völlig korrekt ist. Der Angriff wird mit 14…Bxf4 gegen die Dame fortgesetzt. In dieser Stellung müsste unbedingt 15.Nf3 mit Damen-Gegenangriff folgen. Erich zieht die Dame mit 15.Qe2 ab sodass sich mit 15…Bg4 die nächste Schwarzfigur in den Angriff einschaltet. Es folgt 16.Qd3 (wäre auch bei Zug 15 direkt gegangen) Rae8 17.Bg2 Bf5. Der schwarze Angriff zu diesem Zeitpunkt wirkt unaufhaltsam – der gefesselte weiße Springer auf e4 droht nach …Bxd4 erobert zu werden. 
Erich entscheidet sich für einen letzten Gegenangriff. Es folgte 18.d5 Bxd2+ 19.Kxd2. Die Stellung ist nun mit 19…Rxe4! 20.Bxe4 Bxe4 21.Qg3 Rxf2+ bei Mehrfigur für Schwarz schlicht gewonnen. Buss zieht das pragmatische aber annähernd gleich vehemente 19…Bxe4 20. Bxe4 Rxf2+. Nach 21.Kc1 könnte Schwarz mit 21…Rxe4 und aufziehender Matt-Drohung das Abschlagen des Springers einfach ignorieren. Durch das vorsichtigere 21…Qf4+ 22.Kb1 Ne5 verflacht der schwarze Vorteil etwas.
Weiß müsste nun durch Abschlagen des Springers erste Schritte in Richtung eines ev. noch irgendwie bei Mithilfe des Gegners haltbaren Turmendspieles mit Verlustbauer zu vereinfachen – der Läufer hatte ohnehin keine Perspektive mehr, wie sich im weiteren Partieverlauf zeigt. Es folgte in mittlerweile massiver Zeitnot 23.Qd4 Rd2! (von Erich schlichtweg übersehen) 24. Bc1 Rxd4 25. Bxf4 Rxe4 26.Bd2 Nf3 27.Ra2 Re2 28.Bf4 Rxa2 29.Kxa2 Re2+ 30.Kb1 und der weiße König ist im Endspiel an die Grundlinie gefesselt und die Stellung schon lange technisch für Schwarz gewonnen. Ein weiterer Bauer geht verloren, die Aufgabe erfolgt nach Zug #39, 0-1.



Parte Erich Lichtl (1975) 0-1 Christof Buss (1810), 2. Landesliga, Runde 8

Play chess online

GH Hofwimmer auf Urlaub

Unser Vereinslokal GH Hofwimmer findet sich zwischen 09.02.2016 und 24.02.2016 auf Urlaub. Der nächste reguläre Vereinsabend mit vorangestelltem Jugendtraining findet am 1.03.2016 statt. Wir wünschen unseren Wirten gute Erholung!!!

Sollte für diesen Zeitraum eine Ersatzlokalität gefunden werden, so würde dies umgehend auf der Homepage konstatiert werden. 

Montag, 1. Februar 2016

2. Landesliga, Runde 8, Schach Kultur Wels I – Leonding I

Nach dem Auswärts-Fiasko gegen Sauwald III galt es schleunigst wieder zu einer soliden Mannschaftsleistung zurückzufinden. Mit Leonding kam jedoch eine sehr starke Truppe zu uns nach Wels, ein angestrebtes 4:4 würde wohl nicht leicht zu erreichen sein.

Auf Brett #1 Gyula Dobo mit Schwarz gegen IM Weiss Christian. Gyula zeigte sich wohl präpariert und spielte die erwartete Eröffnung für seine Verhältnisse sehr flott ab. Im Mittelspiel kommt dann IM Weiss zu einer simplen Kombination, die einen Bauern gewinnt und Gyula's Bauernstruktur nachhaltig schwächt. Gegen einen internationalen Meister ist dies schon Grund genug, sich der Niederlage nicht mehr entziehen zu können.

Florian Charaus darf obwegen der Abwesenheit von Michael Eder aufs Brett #2 aufrücken. Mit dem weißen Spielgerät ausgerüstet kann jedoch gegen Alfred Wawricka nicht gen vollem Erfolg gezogen werden – immerhin mit einer Remise was Zählbares für die Schach Kultur Wels. Mit Weiß muss man bei Florian auch selten größere Angst vor einer Niederlage haben.

Fritz Brandstätter führt die schwarzen Steine auf Brett #3 gegen MK Wadsack Wolfgang. Fritz schafft es zwar stets Materialgleiche zu bewahren, im späten Mittelspiel ist die Stellung jedoch positionell hoffnungslos verloren. Der schwarze Läufer ist in die Bauern-Phalanx eingewoben und kann weder in der Offensive noch der Defensive sinnvolle Beiträge leisten. Der Springer von Wadsack steht perfekt und der heranrückende weiße König unterstützt unaufhaltsam die weiße Dame gegen den schwarzen Monarchen – leider eine der seltenen Schwarz-Niederlagen von Fritz.

Unser Gast Lichtl Erich will auf Brett #4 als ELO-Favorit gegen Buss Christof mit Weiß um den vollen Erfolg kämpfen. Der Leondinger Opponent zeigt sich an diesem Tag bärenstark und unerbittlich. Ein zuerst ungenau wirkendes Leichtfiguren-Opfer von Schwarz für einen Bauern ist nur schwerlich zu widerlegen. Erich kann die Stellung in massiver Zeitnot nicht halten und muss die Leichtfigur sowie einen weiteren Bauern zurückgeben – verlorene Stellung. Auch wenn diese Partie für uns schmerzlich war, wird das perfekt vorgetragene Opfer des Gegners zeitnahe im Detail analysiert und auf der HP präsentiert werden.

Auf Brett #5 opfert sich Peter Wimmer für die Mannschaft, gibt seine Kiebitz-Rolle auf und erweist sich gegen Klinkan Alexander als einigermaßen hartnäckiger Gegner. Beim Eintreffen des Chronisten ist Petzi nur die üblichen 2 Gambit-Verlustbauern hinten und bedroht den gegnerischen Turm mit seinem Läufer. Da Klinkan schon unaufhaltsam gen Dame ziehen kann, ist die Aufgabe des Turms gut zu verschmerzen – Niederlage nach immerhin dreistündigem Spiel.

Auch auf Brett #6 müssen wir eine Niederlage einstecken. Reith Lorenz kann die Eröffnung von Ivo gut behandeln und durch solide vorgetragene Technik den vollen Erfolg einfahren. Ivo’s Leiden rührt an diesem Tage nicht nur von der greuslichen Partie sondern auch von seinen Rückenschmerzen her – das Sitzen am Schachbrett ist dabei für die baldige Gesundung sicherlich auch nicht förderlich.

Zurück auf die Siegerspur findet Severin auf Brett #7 mit dem ungeliebten schwarzen Spielgerät gegen Surtmann Leopold durch eine tadellosen Leistung. Severin vermeidet es diesmal, das schwarze Spielgerät gewohnt passiv zu entwickeln. Durch einen Mehrbauer und die Dominanz am Damenflügel steht Severin klar auf Sieg. Schlussendlich beendet jedoch nicht die noch zusätzlich ausgebauten Materialvorteile die Partie sondern ein eleganter und unabwehrbarer Matt-Angriff mit Türmen und Läufer. Bei solch einer starken Leistung mit Schwarz gibt es keinen erkennbaren Grund, zukünftig wieder mal Weiß zu wählen, um mit 1. b3? zu eröffnen.

Nachdem unserem Ernst Schmuckermair gegen Sauwald das weiße Spielgerät vorenthalten wurde, kehrt er mit Weiß selbstverständlich auf die Siegerstraße zurück. Er kann den Eröffnungsvorteil gegen den stark einzuschätzenden Andelko Oreskovic in einen vollen Zähler konvertieren. Andelko Oreskovic hatte erst vor kurzem – sehr zum Missfallen des Chronisten – in der 1. Klasse Nord gegen Hartkirchen einen starken Schwarz-Sieg gegen Franz Mayr (1988) gefeiert.


Gesamt muss man mit den gezeigten Leistungen nicht unzufrieden sein – die Vehemenz und Spielstärke der Leondinger haben ein besseres Mannschaftsergebnis als das 2.5-5.5 verhindert. Wieder mal Paradox: die Tabellenführung ging nun an die SPG Steyr [für immer] verloren, der Abstand zu den anderen Mitkonkurrenten um den Aufstieg (Schärding, Vöst, Freistadt) konnte jedoch großteils konserviert werden. Abstrahiert man von den beiden letzten schmerzhaften Mannschaftsniederlagen, so ist die Ausgangssituation um den Aufstieg immer noch exzellent, zumal man Freistadt und Schärding noch direkt bespielt. Werden diese Begegnungen nicht erfolgreich gestaltet, so haben wir auch in der 1. Landesliga zurecht nichts verloren. Schach Kultur Wels hat jedoch somit immer noch den Saisonausgang großteils in den eigenen Händen. Nun liegt es an uns, nochmal zur Höchstform aufzulaufen und auch aufstellungstechnisch alle Kräfte zu mobilisieren.


Kultur Wels 1
2.5 - 5.5
Leonding 1
2089
0 : 1
2342
2022
½ : ½
1891
2080
0 : 1
2131
1975
0 : 1
1810
1241
0 : 1
1996
1843
0 : 1
1767
1875
1 : 0
1788
1907
1 : 0
1765
1879
1936

Samstag, 30. Januar 2016

2. Klasse Süd in der Saison-Verlängerung

Dank unserem Walter Haselböck der das Gerücht schon zuvor vernommen hatte, konnte nun eruiert werden, dass für die 2. Klasse Süd eine nach 7 Runden vermeintlich abgeschlossene Saison in die Verlängerung gezwungen wird. Die Informationslage war da etwas spärlich bis nichtexistent. Somit gilt es zu den nachfolgend aufgelisteten Terminen nochmal 4 Mannen zusammenzuscharen um die Saison endgültig ad acta legen zu können. Tragisch für unsere Mannschaft die großteils dem älteren Semester zuzordnen ist – die Kräfte sind nach der langen Saison ermattet, das im Sommer hart erarbeitete Eröffnungs-Repertoire erschöpft, der erholsame Urlaub vielleicht bereits gebucht. Ärgerlich auch für MF Gerald aus der KL, dass nun das Besetzen sämtlicher Bretter weiterhin kein Leichtes sein wird. Eventuell können auch unsere Youngsters (Raffi und Jonas) nochmal ans Turnierbrett zurückkehren. Auch Jonas Floss (toller Platz 4 mit 3 1/2 Zählern bei der Schülerliga U-14 in Hofkirchen/Riedau, BRAVO!!!) wäre ein Kandidat, mal „echte“ Meisterschaftsluft zu schnappen.
Die eigenwilligen Auslosungen in mancher 1. Klasse bzw. den 2. Klassen rühren von sehr heterogenen Mannschaftszahlen im Spielbetrieb her. In den 1. Klassen fehlen diverse Mannschaften was „spielfrei“ – Runden nach sich zieht und somit das Tabellenbild  die ganze Saison hindurch verzerrt - schwierig im indirekten Kampf um die Meisterschaft. In den 2. Klassen gibt es gut gefüllte Raions und solche wie in der 2. Klasse Süd mit nur 8 Mannschaften. Was das Ziel bzw. Motiv des Auf- und Abstiegs-Playoffs ist, konnte bis dato noch nicht eruiert werden. Steigt der Sieger des Abstiegsplayoffs in die 1. Klasse oder gar 1. Landesliga auf oder gibt’s nur einen Blumentopf zu gewinnen. Muss der Verlierer des Abstiegs-Playoffs gar in eine neu zu konstituierende 3. Klasse mit dann nur einer Mannschaft? – man weiß es nicht. Dies wird sich alles erst Schritt für Schritt weisen – das einzige was wir tun können wenn alle nochmal motiviert ihre Kräfte vereinen, bestmöglich immer alle Bretter besetzt zu wissen.

2. Klasse Süd Play Off 2015/16

1.Runde Samstag, 06.02.2016
 

Kultur Wels 3 - Schach am Attersee 3

2. Runde Samstag, 20.02.2016
Kultur Wels 3 - Spg. Steyr 5

3.Runde Samstag, 05.03.2016
Kremsmünster 3 - Kultur Wels 3