Mit einer knappen 3.5-4.5 Niederlage gegen die Tabellenführer aus Freistadt/Wartberg1 geht das Schach-Jahr 2016 zu Ende. Wie brutal Schach sein kann, zeigte sich bei dieser Begegnung mit voller Härte. Es wurde nicht nur die stärkste Schach Kultur Wels Mannschaft aufgeboten (ELO-Schnitt 2042.5!) sondern auch durchwegs sehr ansprechende Leistungen gezeigt. Zur Zeitkontrolle deutete bei noch 3 laufenden Partien vieles auf einen Mannschaftserfolg unserer Truppe hin - oder zumindest auf ein 4:4. Dass es dann doch noch eine Niederlage wurde ist mehr als unglücklich - trotzdem sind die lukrierten 3.5 Zähler natürlich im Abstiegskampf von immenser Bedeutung.
Brett #1 Dobo Gyula 1-0 Leisch Lukas
In Erwartung von Peter Mayerhofer kann sich
Gyula jedoch auch auf das riesige Nachwuchstalent Lukas Leisch sehr schnell und gut einstellen. Durch gutes Positionsspiel kann Gyula auf der a-Linie einen Bauern gewinnen. Im weiteren Partieverlauf hasardiert Lukas und gibt eine Leichtfigur für einen vermeintlichen Matt-Angriff. Gyula behandelt die Stellung sehr akkurat und kann zum finalen Gegenschlag ausholen.
Brett #2 Dizdarevic Ermin 1-0 Ly Dominik
Der starke Erfolg von
Ermin kann als sicherlich positivste Überraschung an diesem Spieltag gewertet werden. In einem Sizilianer kann im Duell der Jugend Ermin seinen Opponenten Dominik sehr lange in passiver Stellung halten. Auch hier kommt es dann zu jugendlichem Leichtsinn. Dominik gibt ohne Not eine Figur für einige Bauern. Die Entscheidung bringt dann ein Abzug auf die schwarze Dame.
Brett #3 Pöll Markus 0-1 Mayerhofer Peter
Zügig wird reihenweise Material abgetauscht, um die schwarze Königsstellung zu öffnen.
Markus kann zwar durch eine Fesselung des weißen Monarchen einen Mehrbauern im Zentrum erzielen, der Verbund von Türmen und Läufer von Peter gegen den rückständigen König von Markus ist jedoch zu übermächtig und erzwingt ein baldiges Partieende.
Brett #4 Dizdarevic Adnan 0-1 Traunwieser Georg
Eine sehr schmerzliche Niederlage erleidet unser
Adnan. In einer spanischen Nebenlinie kann er die Stellung gut unter Kontrolle bringen und es entwickelt sich eine beiderseits immens scharf geführte Partie, bei der Adnan die Qualität für 2 Bauern zu gewinnen vermag. Leider verliert Adnan dann etwas den Faden und Georg kann seine Leichtfiguren nahe an den weißen König heranbringen. Schon etwas auf eine Remise hoffend spielt Adnan die Stellung nicht mehr konsequent weiter sondern investiert in Zeitnot Züge für vermeintliche Repetitionen. Zwar kann die Zeitkontrolle erreicht werden, die Qualität muss jedoch zurückgegeben werden. Das Endspiel mit 1-2 Verlustbauern ist nur schwerlich zu halten. Trotz tapferem Kampf unterlaufen Adnan dann finale Fehlzüge.
Brett #5 Brandstätter Friedrich 0-1 Rechberger Franz
Die ganze Partie über sieht sich
Fritz mit sehr energischen und präzisen Angriffsbemühungen von
Franz konfrontiert. Nur mit Mühe kann Materialverlust auf der a-Linie vermieden werden und die Stellung gehalten werden. Fritz verteidigt äußerst präzise und wähnt sich schon im sicheren Hafen der Remise, als er mit der Dame eine zweifache Repetition erzwingen kann. Da entwickelt jedoch Franz einen genialen Angriffsplan. Ein harmlos wirkendes Bauernopfer desintegriert die schwarze Stellung - Königsangriffe und Damenverlust drohen. Wieder mal zeigt Franz Rechberger welch überragende Form er derzeit aufweist- eine ELO Zahl von 2032 wird ihm da nicht annähernd gerecht, die ELO-Leistung in dieser Saison lag VOR Runde 6 bereits bei stolzen
2227!
Brett #6 Lichtl Erich 1/2-1/2 Birklbauer Toni
Da
Erich die letzten beiden Begegnungen gegen Toni nur aus Verluststellungen heraus zu gewinnen vermochte, geht es Erich diesmal sehr konservativ an. Da auch Schwarz zwar aktives Spiel aber keine allzu forschen Angriffsbestrebungen erkennen lässt ist die Punkteteilung sehr schnell vereinbart.
Brett #7 Charaus Florian 1/2-1/2 Postlmayer Jakob
Florian bemüht sich nach beendetem Schach-Sabbatical redlich mit dem schwarzen Spielgerät leichte Siegambitionen zu entwickeln und geht da auch einige stellungsmäßige Konzessionen ein. Jakob spielt jedoch sehr präzise und auch die taktischen Elemente von Florian, wie etwa ein temporäres Springeropfer, greifen nicht. Je mehr Material abgetauscht wird, desto stärker wird ein aufziehendes Turmendspiel mit Bauerngleiche erkennbar - Punkteteilung.
Brett #8 Schmuckermair Ernst 1/2-1/2 Grabner Hermann
Ernst bemüht sich redlich, die weißen Steine gen Sieg voranzutragen. Dabei unterschätzt er die schwarzen Gegenangriffe auf der h-Linie. Da sich Ernst nicht dazu entschließen kann, die Linie durch Bauernabtausch zu öffnen, findet sich ein gefährlicher gegnerischer Freibauer bereits auf h3, der nur vom weißen König abgeblockt wird. Im weiteren Partieverlauf kann Ernst zwar einen Mehrbauern lukrieren, wegen der schwarzen Drohungen um h3 ist der weiße Turm mit Defensivaufgaben gebunden - Punkteteilung.
Die aktuelle Tabelle weist die Schach Kultur Wels 1 mit 26.0 Zählern auf Zwischenrang 5 aus. Der Abstand zu den Abstiegsplätzen scheint komfortabel. Dies ist jedoch sehr trügerisch, da viele Mannschaften noch nicht gegen das Tabellenende oder die Tabellenspitze spielen mussten. In der spielplanbereinigten simulierten Endtabelle (Schwankungsbreite +/-4.5 Zähler) finden wir uns lediglich auf dem erwarteten Endrang 7 wieder. Der Sicherheits-Puffer auf die Abstiegsränge ist sehr dünn - im Frühjahr gilt es daher in den verbleibenden 5 Runden noch einmal maximal die Kräfte zu bündeln und all unsere Spieler-Ressourcen aufzubieten - wir kämpfen weiter!
Fazit: der Einstieg in die 1. Landesliga hätte wohl nicht besser klappen können - die Ausgangslage fürs Frühjahr ist exzellent, wenn auch hie und da leider wertvolle Zähler liegengelassen worden sind.